Eine erste Durchsicht nach der
Überführungsfahrt ergab den
leicht beunruhigenden Befund, dass in der Hinterachse unseres
Kurzhaubers mehr als 1 Liter Getriebeöl
fehlte!!! Da die alte Dame
auch bei jedem noch so kurzen Stopp ein paar Tropfen dieses teuren
Saftes auf dem Boden zurückließ, bestand hier akuter
Handlungsbedarf.
Die undichte Stelle war leicht zu orten: der Simmerring am
Kardanwellenflansch. Obwohl der Wechsel dieses Simmerrings keine
aufwändige Angelegenheit ist, zog sich die ganze Aktion aufgrund
unpassenden Werkzeugs und schlechten Wetters über einige Zeit
hin... Folgendes habe ich dabei gelernt:
1a. Original war ein schwarzer
(Material: NBR?)
Simmerring
verbaut.
Beschriftung innen: 68 - 90 - 13 GOETZE
Beschriftung aussen: AC SCLX 52
?39974446
Als Standardbauteil habe ich für so einen Simmerring im Fachhandel
ca. 13,- EUR bezahlt (incl. MwSt.).
1b. Von Mercedes gibt's jetzt nur
noch
einen rotbraunen
Simmerring (Material: FKM?) mit Rückförderdrall.
Teile-Nr. A 016 997 68 47
Beschriftung: CFW 1 68 - 90
13/9.5
---> 016 997 68 47
Das gute Stück kostet beim Mercedes am Ersatzteilschalter immerhin
stolze
EUR 37.- incl. MwSt. (Stand 2004). Keine Ahnung, ob sich die Mehrkosten
für
so ein "High-Tec"-Bauteil wirklich lohnen - ich habe ihn jedenfalls
verbaut
1c. Wer sich ausführlich
über das "High-Tec"-Bauteil Simmerring informieren möchte,
dem empfehle ich z.B. die sehr ausführlichen Broschüren im
PDF-Format bei der Fa. Simrit , z.B.
"Ausfallursachen,
Schadensbilder, Handling und Montage von Simmerringen"
2. Um den Kardanwellenflansch zu
demontieren
benötigt
man eine Nuß oder einen Ringschlüssel SW 50. Montiert war
eine "6-kant-Mutter" ("Bundmutter"). Mittlerweile gibt's diese Mutter
von
Mercedes aber nur noch als "12-kant-Mutter" (siehe Foto).
Teile-Nr.: 385 351 01 72 Preis: EUR 8,70 incl. MwSt.
(Stand: 2004).
Für den Fall, dass beim Zusammenbau eine neue Mutter benötigt
wird sollte man sich daher am besten direkt eine Nuß für
"12-kant-Muttern" besorgen...
3. Die Bundmutter sitzt versenkt im
Kardanwellenflansch.
Meine "6-kant-Nuß" hat da prima gepasst. Die "12-kant-Nuß"
hatte natürlich einen zu großen Aussendurchmesser und
paßte nicht auf die Mutter (bzw. in den Flansch). Also: ab zur
Dreherei und den unteren Rand der Nuß auf den passenden
Durchmesser abdrehen lassen (bei mir: 68 mm).
Noch ein paar Tipps:
- beim Entfernen des Simmerrings: Ölwanne unterstellen - da
läuft ein kräftiger Schluck 'raus
- der Simmerring ist relativ groß, besteht nur aus dünnem
Blech und ist deshalb bei unsachgemäßer Montage sehr leicht
verbogen (habe da auch meine Erfahrungen machen müssen...). Ich
habe ich mir dann bei eBay
für ein paar EUR einen Aluring ersteigert und vom Verkäufer
direkt auf die
richtige Größe drehen lassen: Länge: 60 mm,
Aussendurchmesser: 100 mm, Innendurchmesser: 60 mm.
Damit liessen sich bei der Hammermontage punktförmige Belastungen
und ein Verbiegen der Dichtung vermeiden und der Simmerring sitzt
bündig und unverkantet im Gehäuse!
- Anzugsdrehmoment für die Bundmutter: 300
Nm?
- Die brutale Methode um den Simmerring aus dem Gehäuse zu
bekommen: vorsichtig anbohren (siehe Bild oben, am besten an 2
Stellen), Blechschrauben 'reindrehen, diese mit einer
großen Zange abwechselnd packen und feste ziehen. Vorsicht:
Verletzungsgefahr, wenn die Schrauben im Blech vom Simmerring nicht
halten! Oder ein Stück Holz auf den Rand vom Kardanwellenflansch
legen, die Schrauben mit der Zange packen und den Simmerring mit der
Zange "über das Holz" 'raushebeln ...
- um die Bundmutter problemlos zu lösen/festzuschrauben: ein
ausreichend langes und stabiles Flach- oder Winkeleisen nehmen und an
einem Ende 2
Löcher im gleichen Abstand wie die Löcher am
Kardanwellenflansch bohren (5 cm?), das Eisen mit dem
Kardanwellenflansch verschrauben und zum Lösen/Anziehen der Mutter
irgendwo "anlehnen" (Straße, Rahmen, Unterstellbock, ...)
PS: Und wenn die Kardanwelle schon mal abgeschraubt ist: jetzt kommt
man super an die beiden Schmiernippel in den
Kreuzgelenken... |